Der Prophet Muhammad
Der Prophet gilt weder als „Mittler“ zwischen den Menschen und Gott, noch als „Religionsstifter“. Als solcher gilt nur Gott allein. Muhammad gilt aber als der letzte Rasul (Gesandter) Gottes und als das „Siegel der Propheten“ (Koran 33:40). Er hinterließ den Menschen keine materiellen Güter, sondern den Koran und seine Sunna, und er trug ihnen auf, auf diese beiden besonders zu achten, wie es in einer Überlieferung heißt.
Seine Kindheit
Muhammad ibn Abdullah (geb. um 570 in Mekka) war das jüngste Mitglied einer Großfamilie der Sippe Hasim aus dem Stamm der Qurais. Dieser Stamm war sehr angesehen und überregional bedeutsam, da er wichtige religiöse und gesellschaftliche Funktionen inne hatte. Muhammads Vater Abdullah war kurz vor dessen Geburt verstorben. Seine Mutter Amina starb als er sechs Jahre alt war, so dass er erst unter der Obhut seines Großvaters Abd al-Muttalib, dann, nach dessen Tod, bei seinem Onkel Abu Talib war. Über seine Kindheit weiß man sehr wenig, so dass die Informationen in der Überlieferungsliteratur sehr lückenhaft sind.
Seine Jugendzeit
Eines geht aus den Quellen deutlich hervor, nämlich, dass er trotz des blühenden Götzendienstes in seiner Heimatstadt Mekka, das schon seit dem Propheten Abraham als religiöse Pilgerstätte gilt, kein Götzenanbeter war, sondern ein Hanif (Gottsucher) wie einst Abraham gewesen ist1.
In der Obhut seines Onkels erlernte er den Beruf des Kaufmanns und später (mit ca. 25 Jahren) trug ihm die Geschäftsfrau Haditscha – für die er tätig war – ihren Ehewunsch an. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor.
Seine Berufung zum Prophet
Im Alter von ca. 40 Jahren hatte Muhammad in der Höhle vom Berg Hira (12 km nördl. von Mekka) um 610 sein erstes Berufungserlebnis, wo ihm nach koranischer Aussage der Erzengel Gabriel erschienen ist und die ersten fünf Verse der 96. Sure vortrug: „1 Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat, 2 den Menschen aus einem geronnenen Etwas erschaffen hat! 3 Trag vor! Es ist dein höchst edelmütiger Herr, 4 der den Gebrauch des Schreibrohrs gelehrt hat, 5 den Menschen gelehrt hat, was er (vorher) nicht wusste.“
Diese erste Zeit der Berufung, die noch weitere 12 Jahre in Mekka andauerte, ist geprägt durch die Auseinandersetzung mit denjenigen unter den Mekkanern, die über Ignoranz seiner Person und Boykott seiner Sippe, bis hin zu Mordversuchen, alles unternahmen, um Muhammad unschädlich zu machen. Schließlich kritisierte er die Vielgötterei und griff so direkt in den Bereich des Kultus ein.
Die mekkanische Zeit wird in drei Perioden eingeteilt: Die anfangs verdeckte und vorsichtige Verkündigung der Offenbarungen an den engsten Bekanntschaftskreis des Propheten (610 n. Chr.). Danach, die verbale Verkündigung an die gesamte mekkanische Öffentlichkeit (613), auf die eine, mit der Zeit zunehmende erst verbale2 dann physische Gewalt der Mekkaner folgte, die an den Göttern ihrer Vorfahren festhalten wollten. Durch die zunehmende Unterdrückung der ersten Muslime, wurden die schwächeren unter ihnen vom Propheten nach Abessinien geschickt, wo sie vom christlichen Negus Schutz erhielten (615). Dann fand im Jahre 622 die große Auswanderung aller Muslime (die Hicra) von Mekka nach Yathrib (in das spätere Medina) statt.
Die Higra nach Medina
Als sein Onkel starb und er den Schutz seiner Sippe verlor, luden ihn die Stämme Hazradsch und Aus – die sich zum Islam bekehrt hatten – nach Yathrib (Medina) ein, damit er dort als Stammesfremder (und unparteiischer) die Konflikte zwischen den verfeindeten Stämmen schlichte. Die mekkanischen Muslime entschlossen sich nach Jahren der Unterdrückung durch ihre polytheistischen Gegner, für die Auswanderung (Higra) nach Medina, wo sie im Jahre 622 von den medinensischen Ansar (arab. für „Helfer“) empfangen wurden. Hier in Medina schloss der Prophet den „Gemeindevertrag von Medina3 „, wobei anfangs die Juden und Muslime eine „Umma4)“ (Gemeinschaft) bildeten – mit gleichen Rechten und mit gleichen Pflichten. Außerdem ist diese Zeit gekennzeichnet durch ständige Verteidigungskriege gegen die Mekkaner und ihre Verbündeten.
Die Zeit der Kriege endet mit der Kapitulation der Mekkaner und der unblutigen Einnahme Mekkas durch die Muslime im Jahre 630. Zwei Jahre später stirbt der Prophet in Medina, wo er beerdigt wurde.
„Sag: Gott hat die Wahrheit gesagt. Darum folgt der Religion Abrahams, eines Hanifen, – er war kein Heide (keiner von denen, die dem einen Gott andere Götter beigesellen). Das erste (Gottes)haus, das den Menschen aufgestellt worden ist, ist dasjenige in Bakka (d.h. Mekka), zum Segen und zur Rechtleitung für die Menschen in aller Welt.“ [3:95] [3:96]. Vgl. auch die Suren [2:135] [3:67] [4:125] [6:79] u. [6:161] [10:105] [16:120] [16:121] [16:122] [16:123] [30:30].
Anfangs nahm man den Propheten nicht ernst, spottete und lachte über ihn. Da die Offenbarungen in Reimprosa sind, hielt man ihn für einen Dichter und dichtete gegen ihn. Als dies alles keinen Erfolg hatte, ging man mit Härte gegen ihn vor und boykottierte seine Sippe, in dem man keinen wirtschaftlichen Handel mehr mit ihnen trieb. Als auch dies alles nicht half und die Anhängerschaft des Propheten zunahm, bot man ihm an, die Herrschaft mit ihm zu teilen, was er jedoch ablehnte. Zuallerletzt begann man mit der Folter der Schwachen und Sklaven, die zu den ersten Anhängern des Islam gehörten.
Auch bekannt als „Verfassung von Medina“ aus dem Jahre 623 n. Chr. Der vollständige Text befindet sich in der Prophetenbiographie von Ibn Hischam, bei dem die erste Prophetenbiographie überhaupt von Ibn Ishaq enthalten ist.
Heute wird unter dem Begriff „Umma“ die Weltgemeinschaft aller Muslime verstanden. Ursprünglich zählten zu dieser Umma in Medina alle, die den Gemeindevertrag mit dem Propheten abgeschlossen hatten, also vor allem auch die Juden in Medina.