Islam in Deutschland

Islam in Deutschland – Eine Prise Geschichte (Von Murad Wilfried Hofmann)

1989 fand im Berliner Gropius-Bau eine großartige Ausstellung zum Thema „Europa und der Orient 800 -1900″ statt, Darin wurden die schier unzähligen islamischen Einflüsse auf alle Bereiche der okzidentalen Kunst aufgezeigt, sei es in Malerei, Architektur, Musik, Handwerk, Etikette, Sprache oder Mode. Im Gegensatz dazu war der religiöse Einfluß des Islam auf Europa in dieser langen Periode minimal geblieben. Dies trifft auf Deutschland besonders zu, da es im Gegensatz zu Spanien, Frankreich, Italien und Österreich nie eine muslimische Belagerung oder gar Besetzung erfahren hatte. Die Araber kamen 732 nicht weiter als bis Tours und Poitiers, und die Türken bissen sich an Wien wiederholt, 1529 und 1683, die Zähne aus.

In Preußen fing es an. Zwar gab es zwischen Karl dem Großen und dem berühmten abbasidischen Kalifen in Bagdad, Harun al-Raschid, nachweislich diplomatische Kontakte mit Geschenkaustausch. Dennoch kann von echten bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und der muslimischen Welt frühestens ab 1731 die Rede sein. In diesem Jahr rekrutierte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm l. zwanzig türkische Soldaten für seine Garde. Für sie wurde 1732 in Potsdam die erste Moschee auf deutschem Boden improvisiert. Schon unter seinem Nachfolger, Friedrich dem Großen, wuchs die Anzahl muslimischer Soldaten in preußischem Sold – Tataren, Bosnier und Albaner – auf etwa 1000 an, so daß bereits ein Vorbeter (Imam) für sie ernannt werden mußte. Aus dieser Zeit, der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, datiert auch der älteste muslimische Friedhof Deutschlands bei Berlin.

Wer mehr darüber wissen will, nehme sich das 1981 in Graz erschienene Buch Geschichte des Islam in Deutschland sowie Halbmond unter dem Preußenadler (Altenberge 1984) vor, beide von M. S. Abdullah. Im 19. Jahrhundert verstärkten sich die deutsch-islamischen Kontakte. Helmuth von Moltke, der spätere Generalissimus, leistete als einfacher Hauptmann dem osmanischen Sultan von 1835 -1839 außerordentlich gute Dienste. Ein anderer, zum Islam übergetretener Deutscher, Dr. Eduard Schnitzer, machte als ziviler Berater eine bemerkenswerte Karriere als osmanischer Beamter. Als Mehmet Emin Pascha fungierte er sogar als Gouverneur von Äquatorial-Afrika. Ein anderer, abenteuerlicher deutscher Konvertit, Karl Detroit aus Brandenburg, brachte es als Mehmed Ali zum Feldmarschall der osmanischen Streitkräfte.

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